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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 6

Borgward Isabella Combi vor dem Universum-Kino in Kaiserslautern
 

Grüße aus dem Kicker-Kino

Das hier ist kein Foto, sondern eine Foto-Postkarte, dafür gedacht, den Lieben daheim ein paar Grüße von unterwegs zu schicken. Aber wer grüßte Ende der 50er Jahre aus einem Kino in der Innenstadt von Kaiserslautern? Es muss solche Fälle gegeben haben, was nicht am Kinoboom der Adenauer-Ära lag, sondern am Besitzer der „Universum“-Lichtspiele. Denn Bauherr und langjähriger Betreiber des Kinos war Fritz Walter (1920-2002), Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Weltmeister-Jahr 1954, der sich nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn nicht vorstellen konnte, seine Heimatstadt in der Provinz zu verlassen. Gleichzeitig musste er Geld verdienen, denn Reichtum war für Profi-Kicker jener Jahre keine Garantie: 320 Mark im Monat überwies der 1. FC Kaiserslautern seinem prominentesten Spieler im Jahr der Weltmeisterschaft.

Auf der Postkarte treffen sich vor dem „Universum“ zwei typische Autos der 50er Jahre: die Borgward Isabella von 1957, ein Combi im matten Glanz des neumodischen Einschicht-Metalliclacks, und ein schon betagter Champion 400. Das Kennzeichen des Borgward verrät, dass er nicht im Stadtgebiet zugelassen ist, sondern im Landkreis Kaiserslautern, der unter dem Einfluss der US-Besatzungstruppen einen bislang ungekannten Aufschwung erlebte. Mit 11,1% Zulassungsanteil für Borgward (ohne Goliath und Lloyd) stand Kaiserslautern auf dem 10. Platz aller deutschen Verkaufsbezirke.

Der Champion ist dagegen eine lokale Rarität, gebaut von 1953 bis 1955 in Ludwigshafen am Rhein, 60 Kilometer von Kaiserslautern entfernt. In der Kinokrise der frühen 70er Jahre hat Fritz Walter sein „Universum“ verkauft, bis Anfang der 90er Jahre war es aber in Betrieb und sah so aus wie auf der Postkarte, die nie beschrieben und verschickt wurde. Heute steht am Platz des „Universum“ ein fünfstöckiges Wohn- und Geschäftshaus. CST

Foto: Archiv Christian Steiger