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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 17

Borgward-Fertigung bei Firma Hebmüller

Der ganze Stolz von Unterwurmbach

Im Werksarchiv von Lloyd fanden sich solche Fotos nicht, auch nicht in der flotten Kundenzeitschrift „Fahr mit Lloyd“ oder den Pressemappen des Bremer Herstellers. Dabei war es ausgerechnet ein Verdienst der Marke Lloyd, die deutsche Provinz zu motorisieren. Sicher, Lloyd-Händler saßen in jeder deutschen Großstadt, aber eben auch in ländlichen Gemeinden wie Hochdorf-Assenheim, Haren-Fehndorf oder Unterwurmbach, wo um 1956 der örtliche Lloyd-Vertreter Leonhard K. auf den Auslöser drückt. „Neue Tankstelle mit Autohallen“, notiert er auf der Rückseite des Fotos, das ein Borgward-Liebhaber viele Jahre später in K.s Nachlass finden wird.

Etwas karg wirkt die Lloyd-Werkstatt für heutige Betrachter, der Boden vor den neuen Zapfsäulen ist nicht asphaltiert. Doch das Lächeln der Nachgeborenen wäre zu billig: Unterwurmbach (es liegt in der Nähe von Ansbach in Franken) ist Mitte der 50er-Jahre ein Dorf mit 600 Einwohnern, und doch hat Leonhard K. seine Autohallen voller neuer Lloyd. Die erhalten gebliebene Kartei belegt, wem er sie bei einer Neuwagen-Gewinnmarge von stolzen 12 Prozent verkauft: Seine Kunden haben Berufe wie (Dorf-)Schullehrer, Milchprüfer oder Kesselschmied. Für sie beginnt vor K.s dynamisch gestyltem Shell-Kassenhäuschen das örtliche Neonzeitalter.

Kurz zuvor hat K. noch mit Fahrrädern gehandelt, jetzt kann er schon drei girlandengeschmückte Vorführ-Lloyd ins Foto rücken. Und im Herbst 1960 wird er neben der Lloyd- auch noch die örtliche Borgward-Vertretung übernehmen. Später wird K. als Fiat-Händler erfolgreich sein. Doch zuletzt, bis Mitte der 90er, ist sein kleines Unternehmen wieder, was es zu Beginn des Wirtschaftswunders war: eine Fahrradwerkstatt. CST

Foto: Archiv Christian Steiger