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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 33

Helga N. posiert mit Familie vor Borgward Isabella

Helga N. und das Gesetz des Zufalls

Es ist ja nicht so, dass Borgward mit seinen Werbefotos gegeizt hätte. In den 50er-Jahren gehörten sie zum meistgedruckten Bildmaterial der deutschen Presselandschaft. Um so erstaunlicher ist die Geschichte der hier gezeigten Fotoserie. Sie zeigt, wie klein die Welt sein kann.

August 1954: Eine Straße in der Schweiz. Die 16-jährige Helga N. ist mit ihren Eltern und ihrem Bruder in Urlaub. Wie es sich für gut verdienende Bundesbürger gehört, fahren sie im eigenen Wagen nach Italien. Der Vater ist mit seiner kleinen Schuhfabrik in der Nähe von Heilbronn zu Wohlstand gekommen, man besitzt einen Opel Kapitän, interessiert sich aber auch für andere Wagen, den neuen Borgward vom Typ Isabella etwa, der an der Axenstraße bei Flüelen am Straßenrand parkt. Daneben steht ein Mann mit Kamera und bittet die Familie, für ein paar Fotos neben der Isabella zu posieren. Speziell die aparte Helga gefällt ihm, er stellt sie in den Mittelpunkt seiner Fotos. Dann notiert er die Adresse der Familie N., die zu Hause die Bilder von Borgward in der Post vorfindet. Helga N. klebt sie ihr Fotoalbum.

Sommer 1989: Ein kleines Dorf in der Pfalz. Der 21-jährige Borgward-Fahrer Christian S. holt seinen Freund Frank zu Hause ab. Beide kennen sich seit Schulzeiten und teilen ihre Vorliebe für das Design der 50er-Jahre. Christian S. hat seine Arabella vor dem Haus geparkt. „Ach, ein Borgward“, sagt Franks Mutter, „ich war mal Fotomodell für Borgward. Fünf Minuten lang. 1954.“ Dann sucht sie nach dem alten Fotoalbum.

Herbst 2012: Ein kleines Dorf an der Nordsee. Ein paar Borgward-Liebhaber treffen sich zu Kaffee und Spaziergang am Deich, zwischendurch wuchten sie altes Papier auf den Tisch: Ordner, Fotos, Akten aus der Borgward-Zeit. Einer hatte Glück und konnte bei einer Automobilia-Auktion eine dicke Mappe voller Werbefotos ersteigern, die der Borgward-Werbeleiter Kurt Ochmann im Sommer 1954 aufnahm. Die wenigsten davon sind veröffentlicht worden, aber das stört natürlich nicht. Der 44-jährige Borgward-Fahrer Christian S. blättert mit Vergnügen, dann stutzt er. Und sagt: „Die kenn’ ich!“ Er meint Helga N., das Mädchen auf den Fotos von 1954. „Das Album ist noch da“, teilt sie später per Mail mit, „ich muss nur etwas suchen.“

„Die Zufälle sind das Gesetz. Die Ordnung kann nicht auf sie verzichten.“ Ein treffendes Schlusswort von Victor Hugo, auch wenn der ganz sicher nie Borgward fuhr. CST

Helga N. posiert mit Familie vor Borgward Isabella

Fotos: Kurt Ochmann/Archiv H.G. Riedel