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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 36

Lloyd LP 600 1958 am Gardasee

Ein Lloyd für alle Fälle

Entspannt sitzt Egmont Wirth vor seinem großen Zelt. Sommerzeit, Urlaubszeit. Der junge Elektriker genießt die Tage auf einem Campingplatz am Gardasee. Mit zwei Freunden hat er sich im Sommer 1958 in seinem gebraucht gekauften Lloyd LP 600 von seiner Heimatstadt Regensburg aus über die Alpen in das Lieblingsurlaubsland der Deutschen aufgemacht. Baden, mit hübschen Mädchen flirten, nach harter Arbeit in Deutschland ein bisschen das dolce vita genießen stehen auf dem Programm. Abends, wenn die Grillen zirpen, genießen die drei in der lauen Wärme den herrlichen italienischen Wein. Wie Trophäen hängen die geleerten Flaschen am Zelt.

Noch glitzert der kleine Lloyd silbern in der Sonne. Doch schon bald nach dem Urlaub lässt ihn Egmont Wirth umlackieren. Denn die Werksfarbe erweist sich als wenig langlebig. Obwohl der Wagen nicht einmal zwei Jahre alt ist, löst sich die Farbe blasenartig von der Karosserie. Der junge Elektriker bringt seinen Lloyd in eine Werkstatt und entscheidet sich für die Lloyd-Farbe ugandagelb. Wirth gibt sogar ein paar Mark extra aus, damit das Dach weiß abgesetzt wird. So wirkt der Wagen gleich ein bisschen luxuriöser und freundlicher. Noch ein paar Monate fährt Egmont Wirth den Wagen, dann entscheidet er sich für die große Schwester aus dem Borgward-Konzern, eine gebrauchte Isabella.

Nach dem Regensburger Amtstierarzt Rudolf Schwarz und Elektriker Egmont Wirth geht der LP 600 in den Besitz von Eierhändler Johann Pauderer über, der damit die Märkte in und um Regensburg aufsuchte. Zehn Jahre nutzt er den Bremer Wagen für sich. Offensichtlich eignete sich die Federung des Lloyds dazu genauso gut wie die des Citroen 2CV, die ja extra so konstruiert wurde, dass damit ein Korb Eier unbeschadet über einen Feldweg transportiert werden kann. Nach 50 800 Kilometern wurde er schließlich am 24.11.1965 abgemeldet.

34 Jahre später wurde der Lloyd restauriert und kam 2002 nach Hamburg. Seitdem wird er viel bewegt – am Gardasee war er bisher allerdings nicht mehr. BOG

Foto: Archiv Norbert Bogdon

 

Norbert Bogdon mit Lloyd beim Hamburger Stadtparkrennen 2012

Teuflisches Geschoss

Früher diente er einem Eierhändler als behutsames Transportmittel, heute wird der Lloyd knallschnell bewegt. Er kann das, er will das, er giert danach! Schließlich hat er doch mit obenliegender Nockenwelle einen echten Sportmotor.

Der Lloyd giert nach Heldentaten: Beim Hamburger Stadtparkrennen für Oldtimer gegen Mercedes SSK, Porsche oder Austin Healey kämpfen. Oder bei einer Rekordfahrt grandios und souverän auf phänomenale 115 Km Höchstgeschwindigkeit schießen – dabei läuft der Wagen offiziell eigentlich nur 100.

Alpen, Eierhändler, Rennen und Rekorde. Das Leben eines Lloyd kann in 57 Jahren ganz schön wechselvoll sein. BOG

Foto: Dennis van Riesen