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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 37

Eva-Maria Lipensky vor ihrem Borgward-Plakat

Eva-Maria, Isabella und die Emanzipation

Das Plakat kommt vielen Borgward-Sammlern bekannt vor, es war 1958/59 wohl recht verbreitet. Gelegentlich wird ein Exemplar bei Ebay oder auf den großen Oldtimermärkten angeboten. Insider kennen die Signatur „Atelier Arkenberg“ am rechten Plakatrand. Aber niemand kannte bisher die Gestalterin. Wir können das nachholen, denn Eva-Maria Lipensky hat ihren Entwurf seit 1958 aufbewahrt und im Sommer 2013 der Borgward-Presseabteilung übergeben. Doch noch schöner als die grafische Arbeit im typischen Stil der Wirtschaftswunder-Jahre ist die Entstehungsgeschichte des Borgward-Plakats.

„Es war der Triumph einer Frau in einer Männerbranche. Lange, bevor die Welt von Emanzipation sprach“, sagt Eva-Maria Lipensky. Sie hatte 1955 als junge Grafikerin bei Arkenberg in Bremen begonnen, einer kleinen Werbeagentur mit sechs, zeitweise sieben Angestellten und dem Großkunden Borgward. Die damals 25-jährige hatte Gebrauchsgrafik in Bielefeld studiert, freute sich über 13 Monatsgehälter à 180 D-Mark, war neu im Automobilfach und lernte bei Arkenberg zuerst, „die Autos von Borgward schräg zu zeigen und immer etwas zu verlängern.“ Es war noch nicht die Zeit der glamourösen Agenturen und minutiösen Detailplanung, „mit dem Begriff Briefing hätten wir nichts anfangen können. Im Grunde war alles sehr bieder und provinziell“. Vor allem war Autowerbung Männersache. Aber es gab auch drei Grafikerinnen bei Arkenberg. Sie durften mitgestalten, und Eva-Maria war die jüngste.

„Borgward brauchte das Plakat, um auf einer der großen Automessen die modellgepflegte Isabella vorzustellen. Die Männer im Atelier haben damit gerechnet, dass Borgward ein technisches und sehr ernsthaftes Plakat haben will.“ Die junge Kollegin sah das anders und setzte auf weiblichen Charme: Leichtigkeit und Internationalität sollte ihr Entwurf ausstrahlen, „als Sinnbild dafür kam mir Maurice Chevalier mit seinem typischen Strohhut in den Sinn“. Die Botschaft brauchte keine Worte, keinen Slogan: eine Isabella, ein lachendes Gesicht, Länderflaggen am Hut, der Hintergrund in maritimem Türkis. „Meine Kollegen lachten sich kaputt über meine Naivität“, daran erinnert sich die Grafikerin bis heute.

Aber auch daran, dass einer nicht lachte, sondern lächelnd nickte: Carl F. W. Borgward suchte das Plakat zielsicher unter allen Arkenberg-Entwürfen aus. „Ja, Borgward persönlich. Das wussten wir von seinem Werbefachmann Hermann Ritter, der den Kontakt zu uns hielt. Es war der Chef, der immer alles aus der Nähe sehen und möglichst auch anfassen wollte.“

Die Männer im Arkenberg-Büro schäumten. Sie fanden den Entwurf unseriös. Nicht einmal ein Belegexemplar des Plakats war für die Gestalterin vorgesehen. „Ich habe es irgendwie abgestaubt. Irgend jemand bei Borgward hat mir geholfen“, erinnert sich Eva-Maria Lipensky. So kann ein charmantes Stück Werbe- und Werberinnengeschichte nach so vielen Jahren endlich erzählt werden. CST

Borgward und sein Werbeassistent Hermann Ritter

Carl F. W. Borgward und sein Werbeassistent Hermann Ritter beim Sichten von Entwürfen (ca. 1950)

Glückwunschkarte der Agentur Arkenberg an den Borgward-Mittelsmann Ritter

Glückwunschkarte der Agentur Arkenberg an den Borgward-Mittelsmann Ritter

   

Fotos: Archiv Christian Steiger