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Autos aus Bremen
vom Lieferwagen bis zur Cheflimousine
von 1924 bis zum spektakulären Konkurs 1961

„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 38

Borgward Isabella voll bepackt mit Zubehör

Isabella mit allem

Es ist eine heikle Frage. Mit ihr lassen sich Puristen provozieren und Zeitgeist-Freunde anminieren: Wieviel historisches Zubehör soll dran ans alte Auto? Was muss, was kann, was ist ein Fall für die Geschmackspolizei? Und vor allem: Wie viel Zierrat und Glitterkram ist noch authentisch? Die Suche nach der Antwort kann viele Biere und Abende dauern – oder doch nur ein paar Minuten, wenn Fotos wie dieses auftauchen und Freunde des dezenten Stils zum Schweigen bringen. Wir sehen: Original war alles – bis hin zur Überdekoration, die Isabellas werksoriginale Stilsicherheit fast unsichtbar macht.

Wir wissen nicht, wem die Bling-Bling-Isabella aus dem norddeutschen Landkreis Rendsburg gehörte, wer auf den Auslöser drückte. Allerdings ist das Aufnahmedatum auf der Rückseite notiert: Mai 1966. Auch das Alter der Isabella TS lässt sich recht genau bestimmen, denn wer näher hinsieht, entdeckt einen schwarzen Lenkradkranz und Parkleuchten an der C-Säule – ein spätes Exemplar also, „Modell 1962“ aus den allerletzten Tagen des Werks. Als das Foto entsteht, ist sie ein mittelalter, aber bestens gepflegter und garagenumhegter Gebrauchtwagen. Vor allem aber einer, der fast jedes zeittypische Zubehörstück mit sich herumschleppt: Die Amerika-Stoßstangen und das Faltschiebedach gab es ab Werk, später kamen noch Nebelleuchten, Zusatz-Fanfaren im Chromgehäuse, ein Bordsteintaster rechts, zwei Talbot-Rückspiegel, ein Suchscheinwerfer in der Frontscheibe, eine wuchtige Sonnenschute, vier Alu-Radzierringe und hintere Schmutzfänger dazu. Die Antenne verrät ein Radio, das keineswegs für jede neue Isabella selbstverständlich war. Blümchen auf dem Armaturenbrett deuten auf eine gut befüllte Autovase hin. Und nachträglich montierte Steinschlaggitter schützen die Scheinwerfer-Streuscheiben.

Wir schmunzeln heute womöglich über die jungen Männer in ihren tiefergelegten und bespoilerten 3er-BMW. Doch Fotos wie dieses erinnern daran, dass es für Papa und Onkel Rudi damals auch kein „Genug!“ gab. Fast. Heute würden wir den Rendsburger Isabella-Freund schon gerne fragen, warum er bei all der Pracht auf Weißwandreifen verzichtet hat. CST

Foto: Archiv Christian Steiger