„Borgward-Bilder erzählen“: Ausgabe 46

Die Dinge des Lebens

Der Stolz auf die Isabella hält in diesem Fall länger als der Hersteller. Das Aufnahmedatum ist mit Bleistift auf der Rückseite des Fotos vermerkt, 4. November 1962, und eine andere Handschrift überliefert uns – diesmal mit Füllfederhalter –, was das Paar fühlt, als an diesem Tag im Herbst die Kamera klickt. „Na, wie sehen wir aus? Wir Auto-Sportler! Kleine Frau und großes Auto“, steht da. Kurz darauf haben sie das Foto wohl in ein Kuvert gesteckt und mit einer 20-Pfennig-Briefmarke frankiert, um es an Freunde oder Verwandte zu schicken. Und die bewahren das kleine Bild, Format 7 x 10 Zentimeter, wahrscheinlich bis zu ihrem Tod auf. Ein Berliner Entrümpler stellt es 57 Jahre später bei eBay ein und muss auf die Frage nach der Herkunft leider passen: „Nabend, leider kann ich zu den Foto nichts weiter sagen“, schreibt er. „Da liegen tausende Fotos aus ehemaligen Wohnungsräumungen noch in Kisten, die bunt durcheinander reingeworfen wurden.“ Das ist es also, was von den Dingen des Lebens bleibt. Und, nebenbei, vom sorgfältigen Umgang mit der Sprache.

Erst beim Einscannen fällt später der blasse Eindruck des Fotolabors auf der Rückseite auf. „Campbell & Co“, steht da. Ist das wenigstens ein Hinweis auf den Stadtteil, in dem die beiden wohnten? Die alten Hamburger Adressbücher lassen sich online durchsuchen, was praktisch ist, aber nicht immer hilfreich: Campbell war ein Großlabor am Neuen Wall, mitten in der Innenstadt. Wir werden also nie erfahren, wer die beiden sind. Aber den späten Stolz auf die Isabella TS mit Faltdach, Radio, Exportstoßstangen und Radzierringen, diesen Stolz können wir mit ihnen teilen. CST

Fotos: Archiv Christian Steiger